41 - Monstranz/ Reliquiar
Flur: 54 Flurstück-Nr.: 173
Gemarkung: Stadtlohn
Tag der Eintragung: 15.06.1989
Koordinaten(x,y): 357042.37, 5762299.35
Auszug aus der Denkmalliste:
[…] Bei der hier in Stadtlohn auf einem Dachboden wieder aufgefundenen Monstranz handelt es sich wegen der Zeitstellung (1590) um ein seltenes Exemplar der Goldschmiedekunst. Das in den „Bau- und Kunstdenkmälern des Kreises Borken“ publizierte Objekt wird als Monstranz der Renaissance bezeichnet. Das Schaugefäß besteht nach klassischem Kanon aus einem Fuß mit Standlippe, einem mehrfach gegliederten Wirtelschaft mit zentralem Nodus, dessen Ober- und Unterseite Riefelungen zeigt, sowie aus einer ringartigen Scheibe mit Aufsatzbaldachin.
Die Außenrandung zeigt einen perforierten Strahlenfries, der sich an die mit Fialen staffelweise bekrönte Baldachinarchitektur anschließt. Unter der Baldachinbekrönung in einer Nische erscheint die kleine Figur des hl. Otger, der dargestellt ist mit Evangelienbuch und Brotkorb für die Armen. Bemerkenswert ist nicht so sehr die Monstranz- oder Ostensorienform, sondern vielmehr die Darstellungen auf der Fußoberseite. Sie zeigen in Gravurtechnik die vier schreibenden Evangelisten, jeweils vor Tischen sitzend, die in dieser Form vergleichsweise an Giebeln der Profanarchitektur vorkommen. Infolge der Datierung des Kunstwerkes und der Inschrift STADT LOEN auf der Fußoberseite präsentiert sich dieses Kunstwerk als zugeordnet in die Zeit vor dem 30jährigen Krieg. Dass dieses Kunstwerk die Wirren der Reformation und den 30jährigen Krieg und auch die nachfolgenden Weltkriege überlebt hat, dürfte sicherlich manchen glücklichen Umständen zu verdanken sein. Es besteht aus Kupfermaterial, das feuervergoldet ist. Aufgrund des heutige Zustandes der Oberfläche kann davon ausgegangen werden, dass die noch vorhandene Vergoldung vermutlich original ist.
Nach eingehender Untersuchung des Objektes durch den Referenten für Kunstpflege beim bischöflichen Generalvikariat wird festgestellt, dass es wohl ursprünglich nicht als Monstranz gedacht gewesen und gebraucht worden ist, sondern eher die Funktion eines Ostensorium oder Reliquiars hatte.
Die Darstellung des hl. Otger im Baldachin ist dazu ein Kriterium. Ein weiters Kriterium beruht auf der Tatsache, dass der Oculus, der mit Glas geschlossen war, eine überdimensionierte Öffnung zeigt.
Ferner zeigt auch die Oberflächenbehandlung im Inneren dieses Sonnenkranzes, dass die Funktion einer Monstranz nicht mit Sicherheit zugesprochen werden kann. Näher liegt der Gebrauch als Schaugefäß, das bei besonderen Anlässen, besonders am Namenstag des Pfarrpatrons, getragen wurde.
Obwohl eine wissenschaftliche Bearbeitung dieses Kunstwerkes und damit auch eine Einordnung in den Kreis evtl. nahe stehender Ostensorien noch aussteht, kann schon jetzt gesagt werden, dass diesem Kult- und Kunstwerk eine außerordentliche Bedeutung beigemessen werden muss.
[…] Die mit „Stadt Loen 1590“ bezeichnete Monstranz ist künstlerisch bedeutend, da sie Elemente der Renaissance mit gotischen verbindet. Um 1600 gibt es in Deutschland eine starke Bewegung im kirchlichen Bereich, die gotische Motive benutzt, um die sakrale Form zu betonen […]. Nach der alten Bezeichnung Loen ist die Monstranz sicherlich für Stadtlohn angefertigt und damit eine der ältesten bestehenden Zeugnisse der Stadtlohner Geschichte.