Stadtlohner Straßen stellen sich vor: Propst-Hugenroth-Straße
Stadtarchivar Ulrich Söbbing stellt regelmäßig die Geschichte einzelner Straßennamen vor.
Heute geht es um die Propst-Hugenroth-Straße.

Bernhard Hugenroth wurde am 10. November 1879 auf einem Bauernhof in Westbevern geboren. Nach der Rektoratschule in Ibbenbüren besuchte er das Gymnasium Paulinum in Münster und studierte am gleichen Ort nach dem Abitur Theologie und Philosophie. Am 17. Juni 1905 wurde er zum Priester geweiht und war zunächst in Olfen und ab 1910 in Bottrop als Kaplan tätig. 1913 wurde er dort zum Rektor, 1922 zum Pfarrer an der Kirchengemeinde St. Michael ernannt, der auch der junge, noch unbekannte Künstler Josef Albers angehörte. Ihn beauftragte er 1917 mit der Gestaltung eines abstrakten „Rosa-Mystica“-Kirchenfensters.

Am 10. Dezember 1932 begrüßte die Bevölkerung Stadtlohns Bernhard Hugenroth als neuen Pfarrer von St. Otger. Wenige Wochen später begann mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten für ihn und seine Kirchengemeinde eine schwere Zeit. Mehrfach musste er sich polizeilichen Vernehmungen stellen u. a. wegen des Vorwurfes der Verbreitung von Veröffentlichungen des Bischofs von Münster oder der Beleidigung von Sammlern des Winterhilfswerks. 1938 begann er mit einer Renovierung und weiteren künstlerischen Ausgestaltung von St. Otger. Diese endete mit dem Einbau einer neuen Orgel mit 52 Registern im Jahre 1943. Das Krankenhaus wurde unter seiner Leitung um einen Flügel erweitert.
Die Pfarrkirche fiel im März 1945 fast vollständig den Bombenangriffen zum Opfer. Nur die Ruinen der Außenmauern blieben erhalten. Am Christkönigstag 1948 teilte Pfarrer Hugenroth der Gemeinde seine Ab-sicht mit, den Wiederaufbau zu beginnen. Seiner Initiative, seinem Organisationstalent und der Opferbereit-schaft der Pfarrangehörigen war es zu verdanken, dass nach knapp dreijähriger Bauzeit am 28. Mai 1951 die neue Kirche geweiht werden konnte. Gleichzeitig erfolgten bis Oktober 1951 der Neubau des Krankenhau-ses und Juli 1952 des Kettelerhauses.
In Anerkennung seiner Verdienste um die Pfarrgemeinde St. Otger verlieh Bischof Dr. Michael Keller Pfarrer Hugenroth am 29. April 1952 den Ehrentitel eines Propstes. Am Tage der Einweihung des neuen Rathauses am 12. Juli 1953 ernannte ihn der Stadtrat zusammen mit Oberkreisdirektor Felix Sümmermann zum Ehrenbürger. Am 17. Oktober 1953 verstarb Propst Hugenroth plötzlich und unerwartet in seiner Wohnung. Die Beerdigung, an der mehr als 3000 Personen teilnahmen, wurde zu einem eindrucksvollen Zeichen der Verbundenheit der Pfarrgemeinde mit ihrem Geistlichen, der seine Gläubigen anlässlich der Kirchenweihe mit dem Ausspruch: „Ihr Stadtlohner seid ein herrliches Volk“, ein besonderes Kompliment gemacht hatte. Am 30. Mai 1973 wurde die Verbindungsstraße zwischen Bockemölenstraße und Hege-brockstraße vom Stadtrat als „Propst-Hugenroth-Straße“ benannt.



Ulrich Söbbing |
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